Wo SELBSTentwicklung Schule macht:

In Schulen

In verschiedenen Projekten bereits mit beachtlichen Verläufen (wie Sie in den Entwicklungsberichten nachlesen können) konsequent umgesetzt, wollen wir einen möglichen Weg skizzieren, wie Schule zu einem Ort der Entwicklung für alle Beteiligten werden kann, an dem die Idee eines Herrschaftsfreien Diskurses (Habermas) Grundlage und Werkzeug eines Prozesses wird, in dem Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen Raum für ihre persönliche Entwicklung finden.

Mit der Einführung von „Leichtigkeit & Gleichgewicht“ als neuem Schulfach und dem Angebot an die Eltern, dieses Unterrichtsfach am eigenen Leib zu erleben, betreten wir gleich unter mehreren Gesichtspunkten Neuland:

  1. Indem wir die Erforschung des eigenen Körpers, seiner Möglichkeiten und seiner Bezüge zu Raum, Schwerkraft und sozialer Umwelt zum Ausgangspunkt schulischen Lernens machen, rücken wir die Entwicklung des KörperSELBST, als Kern unseres SELBST, und seiner untrennbar mit ihm verbundenen „Außenseite“, des SozialenSELBST, ins Zentrum allen pädagogischen Denkens und Handelns.
  2. Dasselbe Angebot, die Bewegungseinheiten, bildet für alle - Schüler, Eltern, Lehrer - das Fundament und den roten Faden, von dem aus sich jeder entsprechend seiner Rolle und seiner persönlichen Situation selbst weiter entwickeln kann.
  3. Indem die individuellen Erfahrungen Gegenstand gemeinsamer Gespräche in Schule und Familie sowie zwischen Schule und Familie werden, entstehen Verständnis und Respekt für die Vielfältigkeit und Einzigartigkeit des inneren Erlebens jedes einzelnen Menschen und gleichzeitig die Idee, dass es etwas gibt, das allen gemeinsam ist.
  4. Damit machen wir Gesundheit im umfassenden Sinn zum Gegenstand und Ziel allen Unterrichts.

So wird Schule zu einem Ort an dem alle Beteiligten aus der Vielfalt der Lernmöglichkeiten

jeweils diejenigen nutzen können, die für die eigene Entwicklung momentan vorrangig sind.

Wer sich radikal auf die Seite des Entwicklungsrechts der Kinder stellt, stellt sich damit unweigerlich ebenso radikal auf die Seite einer im umfassenden Sinn humanen - weil gesunden - Gesellschaft.
 So wird Gesundheit zu Triebkraft und Zweck aller Entwicklung.

Der Ausgangspunkt

In einem Klima von Geborgenheit zeichnen Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, und die Orientierung an allem was neu und damit interessant ist, den frühen kindlichen Lernprozess aus. Jedes Kind bringt diese Qualitäten mit in die Welt – sie sind es, die ihm den Erwerb von Fertigkeiten, Bewusstsein, Wissen und Bewusstheit erst möglich machen.

Durch das Erforschen des eigenen Körpers, seiner Möglichkeiten und seiner Beziehungen zur physikalischen und sozialen Umwelt, schafft jedes Kind in den ersten drei Lebensjahren selbst sogar die strukturellen neuronalen Voraussetzungen für all das, was es später noch zu lernen gibt: Der Körper und seine Möglichkeiten sind die "Grundlage", auf der "höhere" Funktionen erst entstehen können. Er „entpuppt“ sich als die Nahtstelle zwischen Ich und Nicht-Ich und „verkörpert“ so gleichzeitig den Kern des eigenen Selbst wie das Bindeglied zu den Anderen und der materiellen Umwelt.

Die motorische Entwicklung ist somit nicht nur die treibende Kraft für die Intelligenzentwicklung, sondern auch unverzichtbare Voraussetzung für die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenz. Alles, was Kinder in den ersten drei Jahren lernen - vom aufrechten Gang bis hin zur Sprache -, hängt direkt oder indirekt mit Bewegung und Beziehung zusammen. So entstehen Bewusst-Sein und (später) Bewusstheit im selben Prozess von Individuation und Sozialisation.

Eine wichtige Rolle kommt dabei der Wiederholung und der Fähigkeit sich in eine Sache zu vertiefen zu: Wiederholungen dienen nicht nur der Untersuchung von Nuancen und Variationen sondern gleichzeitig dem Herausarbeiten und Erkennen des gemeinsamen Kerns. Auf diesem Weg entwickelt das Nervensystem gleichermaßen Flexibilität durch die Erfahrung von Variabilität wie Stabilität durch die Erfahrung von Invarianz.
Anstrengung, Konzentration, (Ein-)Üben und (An-)Trainieren als mechanisiertes Wiederholen von etwas Vorgegebenem, angeblich Richtigem dagegen sind Begriffe, die beim Lernen weder hilfreich noch zieldienlich sind, auch wenn sie in der Erwachsenenwelt als das Nonplusultra erscheinen.


Die Frage heißt also: Wie können wir Bewegung und Beziehung, diese unverzichtbaren Elemente menschlicher Entwicklung, so in den Mittelpunkt allen, auch des schulischen, Lernens rücken, dass

  • ihre fundamentale Bedeutung für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems wieder zum Tragen kommt und
  • Unterrichtsinhalte, -ziele und Beziehungs-Klima übereinstimmen?

Der Weg: SELBSTentwicklung

Weise Mütter lehrten,

alles Lehren sei
 kein Fässer abfüllen,
sondern 
ein Flammen entfachen

Jeder gute Lehrer tut sein Bestes, Schule zu einem wirklich konstruktiven Lernraum und damit Schüler tendenziell vom Unterrichts-Objekt zum Subjekt ihres eigenen Lernprozesses zu machen. 
Unser Projekt geht dabei einfach noch einen, konsequenten Schritt weiter: Über die Polarität von Lehren und Lernen hinaus zur SELBST-Entwicklung.

Indem wir Bewegung zum Ausgangspunkt dieses Lernprozesses machen, kehren wir auf einer „höheren“, bewussten Stufe wieder zum eigentlichen Ursprung zurück, der Entwicklung unseres Körper-SELBST, dem Kern unseres Selbst. Damit werden die Schüler (wie schon in ihrer frühen Kindheit) gleichzeitig sich selbst erforschendes Subjekt und Objekt der eigenen Selbsterforschung. Durch die Entwicklung des Bewusstseins beinhaltet dieser Prozess auch den Schritt vom (sich) Verhalten lernenden Erziehungs-Objekt zum handlungsfähigen Entwicklungs-Subjekt.

Dieser Zugang über den Kern des SELBST-Entwicklungs-Prozesses, die Entwicklung des Körper-Selbst, kann seine umfassende Wirkung erst und nur dann vollständig entfalten, wenn "drum rum" ein entsprechender Entwicklungsraum geschaffen wird, in dem den Kindern entsprechende inhaltliche und Beziehungs-Angebote zur Verfügung stehen - das gilt natürlich aber auch umgekehrt.

Oder anders ausgedrückt: Erst wenn SELBSTentwicklung zum rotem Faden des pädagogischen Prozesses wird, kann eine gute Pädagogik ihr ganzes Potenzial entfalten.

Umgekehrt gilt aber genauso: Um diesen roten Faden optimal zu entwickeln, braucht es die entsprechende Ausgestaltung verschiedenster Lern-Räume und die Präsenz engagierter Lehrer und Eltern. Diese "Rückbezüglichkeit" ist unverzichtbarer Bestandteil des Prozesses. So wird das Lernen selbst und seine Bedingungen zum Gegenstand des Lernens.

Man kann einen Menschen nichts lehren

man kann ihm nur helfen

es in sich selbst zu entdecken
(Galileo Galilei)

Die Umsetzung

Auch die Bewegungseinheiten, die wir für das Fach „Leichtigkeit und Gleichgewicht“ entwickelt haben, sind so aufgebaut, dass sie flexibel einsetzbar sind:

  • zum Einstreuen in den allgemeinen Unterricht,
  • als Teil eines Schulfachs,
  • als AG,
  • im Hort,
  • als Inhalt von Projekttagen/-wochen/Schullandheim-Aufenthalten,
  • Fachbezogen oder –übergreifend bis hin
  • zur Einrichtung eines eigenen Unterrichtsfachs, wie in unserem Projekt mit der Grundschule Pattonville.

Jeder interessierte Lehrer kann sie verwenden, sowohl einzeln, als auch im Verbund (in loser oder konsequenter Folge), vorausgesetzt er hält sich an die klaren Vorgaben. Leitgedanke beim Entwerfen der Unterrichtseinheiten war hier ebenfalls, dass möglichst jeder sie nutzen oder auch nur ausprobieren können sollte, der das will. Um sicherzustellen, dass jeder, der diese Einheiten unterrichten möchte auch wirklich „weiß, wovon er redet“, gibt es zu den Texten auch die Audio-Aufnahmen. So kann jeder jede Einheit zuerst „erleben“, bevor er sie selbst unterrichtet. Diese Aufnahmen können natürlich auch für die Elterngruppe benutzt werden, solange man sich selbst noch zu unsicher fühlt, bzw. niemand kennt, der es übernehmen könnte.
Für interessierte Schulen bieten wir Informationsveranstaltungen an. Welchen Nutzen die Idee von SELBSTentwicklung durch Bewegung und "konstruktive symmetrische Kommunikation®" für die umfassende Entwicklung von Schülern haben kann, können Sie bei einer solchen Veranstaltung über spielerisches Forschen mit Bewegung und Sprache "am eigenen Leib" erfahren. Bei Interesse nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.

Eine Übersicht über theoretische Begründung und praktische Umsetzung im ersten Projektjahr (P1), die bisher entwickelten Bewegungseinheiten zum Einsatz in der Schule und über weitere hilfreiche Materialien können Sie bei uns erwerben.

P1

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